Donnerstag, 17. Februar 2011

Ratanakiri

Hallo, da bin ich wieder!

Letzte Woche habe ich mit meinem Kollegen einen Trip nach Ratanakiri gemacht. Das ist eine Proving im Nordosten von Kambodscha und bekannt für eine hohe Anzahl an inidegenen Völkern, NGOs, chinesischen Firmen und vor allem schöne Landschaften.
Am Dienstagmorgen sollte mich also ein Bus abholen und meinen Kollegen sollten wir dann irgendwo auf halber Strecke einsammeln. Leider konnte der Busfahrer kein Englisch, weswegen mich mein Kollege angerufen hat um mir zu sagen, dass der Busfahrer in einer halben Stunde kommt (man könnte auch einfach mit allen eine Zeit und einen Ort ausmachen, aber so gehts natürlich auch (auf keinen Fall schneller allerdings). Dann hat noch mal der Busfahrer angerufen und mir was auf Khmer erzählt, was wie ich dann herausgefunden habe, dazu diente, mich zu wecken.
Ich bin dann also runter vor unseren Supermarkt um zu warten. Zufällig saß da eine Männergruppe und auf meine Frage nach Englischkenntnissen gab es tatsächlich einen der richtig gut Englisch konnte und dann die weitere Kommunikation mit dem Busfahrer übernommen hat. Wir saßen da dann echt noch von halb sechs bis sieben, dann hatte der Bus nach zweimaligem Vorbeifahren auch mich gefunden und eingeladen. Dann kam das übliche zeitaufwendige Prozedere: Einsammeln weiterer Fahrgäste, tanken, Luft auffüllen (natürlich nicht an der Tanke), Bananen kaufen, Wasser kaufen, andere Sachen kaufen, Musik kaufen, Fahrer wechseln..... und dann ging es los.
Nach einer Stunde dann schon die erste Pause damit alle was frühstücken konnten. Ich hatte natürlich die gute alte Vesperbox dabei und wurde also schief angeschaut. Hab mich dann mit Li, 14 Jahre unterhalten, die mir Obst verkaufen wollte und mir erzählt hat, dass sie immer um 5 aufsteht, Bananen kauft und dann zum Rastplatz geht. Mittags ist sie dann vier Stunden in der Schule und danach eine Stunde Englischunterricht. Die war aber echt auf zack und konnte auch recht gut Englisch. Dann ging es weiter über Stock und Stein, die asphaltierte Straße hatte schon lange aufgehört und wir hinterließen auf dem gesamten Weg eine riesige Staubwolke aus gelbem Sand. Viel Huperei beim Überholen und bei sonstiger Gelegenheit. Starkes Abbremsen bevorzugt bei Kühen, die meist die Straße nicht ganz so schnell geräumt hatten.
Nach einer ewigen Fahrt von 10 Stunden kamen wir dann an und ich stellte schnell erstaunt fest, dass es in Ban Lung doch eine Ecke kühler ist und ich nur ein dünnes Long Sleeve dabei hatte.
Am nächsten Tag dann Nudelsuppe zum Frühstück und dann eine wilde Motofahrt zum ersten Dorf. Dort haben wir dann Leuten verschiedene Fragen zum Radio gestellt und es war total faszinierend, wie die Leute so leben. Die haben alle diese Hütten auf Stelzen und alles lebt in einem wilden Durcheinander: Hühner, Schweine,Hunde, Katzen, Menschen... und alle haben Kinder!!! Ich hab noch nie so viele kleine Kinder, Baby, Schweinebabies, Welpen, Kätzchen und Kücken gesehen. Leider war es auch hier so, dass viele Kinder krank waren.
Faszinierend war auch, dass dann wirklich einige auch gar kein Khmer sprechen konnten sondern beispielswiese nur Kreung. Nach vier Stunden befragen, Kindern anlächeln, Hunde wegschubsen und Schweinen ausweichen war ich dann aber auch echt erledigt. Mittags sind wir dann auf die Suche nach einem anderen Dorf, dabei aber an fehlenden Ortskenntnissen und mangelnden Fahrkenntnissen Ratanas gescheitert. Dann gings also zum Vulkansee um Tanja zu treffen, die dort in einem Freiwilligenprogramm die indigenen Tampun betreut, die dort den See managen. Laut Menschenrecht und kambodianischem Recht gehört der See ihnen, da sie dort schon immer angesiedelt waren. Da die Zertifizierung allerdings schleppend verläuft, wurden ihnen schon drei Berge weggenommen und an Firmen verkauft. Für den See gibt es eine von den Kanandiern in den 90ern ausgehandelte Konzession, dass die Tampun für 25 Jahre den See betreiben dürfen. Leider kam im letzten Jahr gehäuft eine Firma die 10 000 Dollar zahlen wollte um eine Unterschrift für den Verkauf zu bekommen. Mittlerweile kommt niemand mehr, allerdings denkt nur die eine Hälfte, dass das ein gutes Zeichen ist. Die andere vermutet, dass mittlerweile keine Unterschrift mehr gebraucht wird und der Staat direkt verkaufen wird, anscheinend gehört die Firma sowieso teilweise dem Staat. Verschiedene Leute vor Ort versuchen den Vorgang aufzuhalten, man wird sehen, was die Zukunft bringt, aber es wäre eine Schande wenn der See verkauft wird.

Am nächsten Tag sind wir wieder in ein Dorf gefahren, dieses war aber so richtig ab vom Schuss ohne Straße und noch kreisförmig angelegt. Die Leute waren grad bei Reisweinorgien (um zehn Uhr morgens) und wir mussten dann auch aus jedem Reisweintontopf einmal kosten. Dazu wird ein Holzstrohhalm benutzt und ich kann versichern, jeder Topf schmeckt anders, mal süß, mal sauer.
 Die ganze Aktion hat dann vielleicht auch zu meinem kranken Wochenende geführt, war rückblickend wahrscheinlich nicht so eine schlaue Idee Nahkontakt mit ca. 30 Dorfbewohnern aufzunehmen. Mein System ist auf jeden Fall am Freitag in Streik getreten, aber dazu später mehr.

Der Rest vom Tag war dann entspannt und Freitag in aller Herrgottsfrüh sind wir den Heimweg angetreten. Mit mir an Bord zwei Omis, die ungefähr so stein alt aussahen, keine Zähne im Mund, weiße kurze Haare klapperdürr. In traditioneller Kleidung und die eine hatte doch dann tatsächlich im Auto zum Schlafen eine Dior Sonnenbrille an. Geiler Anblick und die haben sich mir so als Frau auch gleich verbunden gefühlt und mit Wonne jedes Mal auf meinen Hintern geklopft wenn ich an ihnen vorbei in den Bus geklettert bin.
Mit 16 Passagieren im VW-Bus und 5 massiven Riesenholztüren passierte dann nach vier Stunden was passieren musste. Der Bus ist liegengeblieben, Kühlsystem im Arsch und auch sonst nicht mehr alles so rund im Motor. Zehn eifrige Männer standen also bauchklopfend um den Bus und schütteten über vier Liter hinein. Man konnte das Wasser kochen hören und regelmäßig kamen dann so dampfende Wasserfontänen raus. Dann kam ein anderer Bus und der Fahrer schüttete noch sechs Liter hinterher. Danach wurde die Motorhaube abmontiert und unser Bus von einem anderen per Kordel!!!!! abgeschleppt. Zwischen den Bussen wurde ein experimenteller Abstand von geschätzen 1,5 Metern gelassen und Durchschnittsgeschwindigkeit war ca. 80km. Klimaanlage war natürlich auch tot und wir saßen im Bus und bangten um unser Leben. Nach zwei Stunden dann Wechsel und immer weiter die straßen entlang. nach ca. 12 Stunden kamen wir an und ich war völlig gerädert.
Als ich dann bei ca. 35 Grad in der Wohnung angefangen habe zu frieren, war auch klar, dass irgendwas nicht stimmt. Die nächsten Tage habe ich dann hauptsächlich im Bett und auf der Toilette verbraucht, gegessen wurde eher nichts mehr und heute ist der erste Tag, an dem ich mich wieder richtig gut fühle, auch wenn selbst Reis nach wie vor Übelkeit verursacht.
Heute Abend fahren wir dann aber auf eine einsame Insel und da wird hoffentlich entspannt, so dass ich nächste Woche wieder richtig fit bin.

Gerade eben habe ich auch noch eine Einladung für die Hochzeit unserer Sekretärin bekommen. Leider an einem langen Wochenende, da würde ich vielleicht auch wegfahren, andererseits wär so eine kambodianische Hochzeit natürlich auch der Knaller, mal sehen.

Seid alle lieb gegrüßt, die ihr wahrscheinlich eifrig lernt, ich drück die Daumen!

Liebe Grüße
Corinna

Donnerstag, 10. Februar 2011

Erste Wochen in Phnom Penh


Hallo liebe Leute,
da mich die Tatsache, dass ich so viel aufzuholen hätte vom weiteren Schreiben abhält, mache ich jetzt einen Sprung und hole das dazwischen vielleicht irgendwann nach.
Ich bin mittlerweile seit gut vier Wochen in Phnom Penh und habe mich richtig eingelebt. Die Zeit vergeht jetzt schon im Flug und meine Sorgen der ersten Woche die ich hier alleine war, ich könnte keinen Anschluss finden, war völlig unbegründet. Vom Guesthouse habe ich mich mittlerweile losgeeist, der letzte Abend wurde mit allen Stammgästen noch einmal kräftig begossen und das Zimmer konnte ich leider nicht um 12 freimachen, da ich erst um sieben ins Bett bin. Jetzt wohne ich in einer WG in der Nähe des Zentralmarkts. Eher eine local Gegend, das finde ich ganz angenehm und durch den rund um die Uhr geöffneten Supermarkt ist hier immer was los. Die Wohnung ist sehr günstig und wir suchen grade dringend eine Putzfrau, da sie leider auch etwas verkommen ist, aber es lässt sich gut aushalten. Alle möglichen Mitbewohner über Kackerlaken bis zu Ameisen haben wir auch, mal lustig, mal lästig teilen sie sich die Wohnfläche mit uns.
Mit mir noch hier sind eine Österreicherin die bei der giz ist und zwei von der Botschaft, eine Praktikantin aus Passau und ein Referendar.
Die letzten Wochen waren wirklich busy, ich gehe jetzt morgens vor der Arbeit schwimmen und habe eine Volleyballgruppe gefunden. Mit der spielen wir leider nur unter Ausländer, weil die Khmer, bei denen Volleyball übrigens ein Volksport ist, nur um Geld spielen.
Roller fahren war ich auch schön, etwas mühsam den Motor anzubekommen, bei dem Roller der Stiftung ist der automatische Zünder oder wie man das nennt kaputt und man muss megamühsam immer so auf einem Ding herumtreten und gleichzeitig Gas geben. An das Schalten ohne Kupplung habe ich mich noch nicht so recht gewöhnt und da es ein „Männerroller“ ist, wird man nicht nur angegafft sondern hat auch seine liebe Not mit einem Rock zu fahren. Dafür beherrsche ich dann aber perfekt das seitwärts sitzende Mitfahren bei anderen Motos.
Man hört dann auch immer wieder Geschichten, die dazu führen, dass man am liebsten überhaupt nicht am Straßenverkehr teilnimmt (z.B. Truck rammt Tu-Tuk, drei Roller fahren ineinander, einer stirbt), aber es lässt sich nicht vermeiden und wenn man selbst fährt, kann man wenigstens vor der Kreuzung bremsen. Regeln gibt es keine, immer zwei Dollar dabeihaben für die Polizei, und generell gilt bei der Kreuzung: Durch lautstarkes Hupen frühzeitig auf sich aufmerksam machen und dann blitzschnell kategorisieren wer der größte ist, der darf dann zuerst. Bei gleicher Größe fahren alle gleichzeitig und versuchen dann aneinander vorbeizukommen. Biegt man rechts ab, sollte man sich nicht in Sicherheit wiegen, es wird auch mit Blinker konsequent rechts überholt und wer links abbiegt wechselt gerne mal die Spur um dann geisterfahrermäßig weiter sein Überleben zu sichern.
Vorhin habe ich mit einem Deutschen noch eine Rollertour gemacht, wir haben dann auch so schicke Atemmasken an und wenn man ein bißchen rauskommt aus PP wird es teilweise richtig idyllisch. Nächste Woche fahre ich dann in die Proving Ratanakiri, ich hab das Malarone schon bereit gelegt... Ich mache dort ein bißchen Feldforschung mit meinem Kollegen, bin ja mal gespannt, da das ganze natürlich auf Khmer stattfindet. Ich habe aber ein paar Leute kontaktiert, mit denen ich mich treffen wollte um mir mehr über Radio und indigene Völker erzählen zu lassen, das ist sicher ganz interessant. Aber über meine Arbeit lasse ich mich ein ander Mal aus.
Ansonsten habt ihr vielleicht mitbekommen, dass die Thais und Khmer sich an der Grenze bekriegen, so richtig habe ich noch nicht herausgefunden was Sache ist, die Berichterstattung in den Medien ist so mäßig vertrauenswürdig. Alle Einheimischen erzählen dir, dass sie ihr ganzes Leben Krieg erlebt haben und das nicht wollen, gleichzeitig schwärmen sie dann von der Kampfstärke Kambodschas (wohl auch eher nur ein Mythos, da die Regierung die Armee klein hält um nicht geputscht zu werden). Auf jeden Fall scheint die ganze Angelegenheit dieses Mal ein bisschen ernster zu sein als in den vergangenen Jahren und es wird vermutet, dass die Opferzahlen wesentlich höher sind, als von der Regierung mitgeteilt. Wenn man nach Siem Reap fährt begegnen einem wohl ständig Lastwagen vom Militär... man darf gespannt sein.